EN: From the Wild Field to the Dead Land
Living in a time of constant turbulence, when the world seems to be losing its mind before our eyes, it is crucial not to forget the tragedies of the present. One of the most devastating catastrophes of the war in Ukraine is the destruction of entire regions in the east of the country.
Eastern Ukraine is often associated exclusively with the industrial Donbas. However, this is only part of its history. Since the early 19th century, this region has primarily been an advanced agricultural land with a unique multiethnic structure. Ukrainians, Greeks, Germans, Jews, Bulgarians, Poles, and Mennonites settled and transformed the steppes of the former Wild Field, creating a distinctive multiethnic microcosm where each community preserved its language, culture, and national narratives.
The catastrophes of the 20th century—the 1917 Revolution, collectivization, the Holodomor, Stalinist repressions, deportations, and the Holocaust—reshaped the mental map of the region. In the 21st century, the Russian-Ukrainian war has completed this process: cities and villages have been destroyed, rivers and fields have been mined, and fertile black soil has turned into a battlefield.
It is hard to believe, but in a historically short period—about 250 years—what was once an uninhabited steppe was transformed into one of the most economically developed and densely populated regions of Eastern Europe. And then, during the Russian-Ukrainian war, it once again became a deserted, dead land.
This lecture is not just a historical overview of the region’s past and present. It is an attempt to comprehend the destruction of an entire world. You will learn about the Mennonites and their steppe afforestation traditions, the fishing industries of the Azov Sea, German and Jewish colonies, the conflicts between the Mennonites and Makhno, the flourishing of national cultures during the indigenization policies of the 1920s and 1930s, the NKVD’s national operations, the deportation of local Germans to Kazakhstan in 1941, and the tragedy of the Holocaust.
Iryna Malyshko, Doctor of Philosophy, author of the book “The War of a Little Person” (Diaries of the Occupation of Donetsk in 2014).
Event language: Ukrainian / Russian
Author’s photo, Sviatohirsk, Donetsk region, 2023
Admission: donation-based
—————————-
Vom Wilden Feld zum Toten Land
In einer Zeit ständiger Turbulenzen, in der die Welt vor unseren Augen den Verstand zu verlieren scheint, ist es entscheidend, die Tragödien der Gegenwart nicht zu vergessen. Eine der verheerendsten Katastrophen des Krieges in der Ukraine ist die Zerstörung ganzer Regionen im Osten des Landes.
Ostukraine wird oft ausschließlich mit dem industriellen Donbas assoziiert. Doch das ist nur ein Teil ihrer Geschichte. Seit dem frühen 19. Jahrhundert war diese Region vor allem ein fortschrittlich landwirtschaftlich geprägtes Gebiet mit einer einzigartigen multiethnischen Struktur. Ukrainer, Griechen, Deutsche, Juden, Bulgaren, Polen und Mennoniten siedelten sich hier an und verwandelten die Steppen des ehemaligen Wilden Feldes in einen eigenständigen multiethnischen Mikrokosmos, in dem jede Gemeinschaft ihre Sprache, Kultur und nationalen Erzählungen bewahrte.
Die Katastrophen des 20. Jahrhunderts – die Revolution von 1917, die Kollektivierung, der Holodomor, die stalinistischen Repressionen, Deportationen und der Holocaust – veränderten die mentale Landkarte der Region grundlegend. Im 21. Jahrhundert hat der russisch-ukrainische Krieg diesen Prozess vollendet: Städte und Dörfer wurden zerstört, Flüsse und Felder vermint, fruchtbarer Schwarzerde-Boden wurde zum Schlachtfeld.
Es ist kaum zu glauben, aber in historisch kurzer Zeit – etwa 250 Jahren – wurde aus einer einst unbewohnten Steppe eine der wirtschaftlich am weitesten entwickelten und dicht besiedelten Regionen Osteuropas. Und dann, während des russisch-ukrainischen Krieges, verwandelte sie sich erneut in ein verlassenes, totes Land.
Diese Vorlesung ist nicht nur ein historischer Überblick über die Vergangenheit und Gegenwart der Region. Sie ist ein Versuch, die Zerstörung einer ganzen Welt zu begreifen. Sie erfahren mehr über die Mennoniten und ihre Tradition der Steppenaufforstung, die Fischereiindustrie des Asowschen Meeres, deutsche und jüdische Kolonien, die Konflikte zwischen den Mennoniten und Machno, das Aufblühen nationaler Kulturen während der Indigenisierungspolitik der 1920er und 1930er Jahre, die nationalen Operationen des NKWD, die Deportation der lokalen Deutschen nach Kasachstan im Jahr 1941 und die Tragödie des Holocausts.
Iryna Malyshko, Doktorin der Philosophie, Autorin des Buches „Der Krieg eines kleinen Menschen“ (Tagebücher der Besatzung von Donezk im Jahr 2014).
Veranstaltungssprache: Ukrainisch / Russisch
Foto der Autorin: Swjatohirsk, Region Donezk, 2023
Eintritt: auf Spendenbasis
Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist der Zutritt zu Veranstaltungen in PANDA platforma nur in Begleitung einer erziehungsbeauftragten oder personensorgeberechtigten Person in Verbindung mit jeweils einer gültigen Eintrittskarte gestattet. Grundlage: §5 JuSchG